Die DB-Fahrzeugbeschaffungen in den sechziger Jahren orientierten sich an der Einführung neuer TEE-Züge bzw. der Umwandlung bestehender TEE mit dem Dieseltriebzug VT 11.5 in lokbespannte Züge. So wurden 1967 für den neuen TEE „Rembrandt“ und die Umstellung des TEE „Rhein-Main“ (dem späteren „van Beethoven“) weitere 15 Abteilwagen bei der Waggon- und Maschinenbaufabrik Donauwörth bestellt. Die Fahrzeuge besaßen bereits steile Dachenden und waren mit ihren scheibengebremsten Drehgestellen für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h geeignet.
Unser Wagen stammt aus dieser Serie und wurde mit der Betriebsnummer 61 80 19-80 119-9 am 05.07.1967 in Dienst gestellt. Seine Energieversorgung war für alle europäischen Bahnstromsysteme geeignet, eine Dampfheizung war aufgrund der internationalen Vereinbarungen und der Vorheizanlagen ebenfalls noch vorhanden.
Eine Besonderheit hatte der Wagen jedoch: Das Abteil 6 war als Zugsekretariat nutzbar. Dort befanden sich auch die Anschlüsse für das Funktelefon und ein Steuergerät für Lautsprecherdurchsagen. Die übertragungstechnischen Einrichtungen waren am Wagenende in einem Schrank eingebaut, darüber war auf dem Dach die Funkantenne installiert. „Zugpostfunk“ nannte sich das damals.
Die Zugsekretärin vermittelte über das „Fernamt“ der Deutschen Bundespost Telefongespräche in das In- und Ausland. Anrufe in den Zug waren ebenfalls möglich, der gewünschte Gesprächspartner wurde dann über Lautsprecher in das Sekretariat gebeten. Die junge Dame nahm ansonsten Diktate auf, führte Schreibarbeiten aus, leitete Post am nächsten Haltebahnhof weiter, übermittelte Telegramme und stand auch als Dolmetscherin zur Verfügung. Es gehörte weiterhin zu ihren Aufgaben, den nächsten Haltebahnhof mehrsprachig anzukündigen und auf das Angebot im Speisewagen hinzuweisen.
Nachdem die Deutsche Bundespost 1977 ihr Funktelefonnetz auf einen Selbstwähldienst umgestellt hatte und die DB ab 1980 alle Großraumwagen mit einem Münztelefon ausstattete, wurde der Service des Zugsekretariats ab 1982 nicht mehr angeboten.
Die erste Heimat unseres Wagens war München, von dort aus lief er dann im „Rembrandt“ nach Amsterdam und als Folgeleistung im „Rhein-Main“ nach Frankfurt (M), am nächsten Tag wurde die Gegenrichtung bedient. Mit der Einführung des IC-Netzes im September 1971 wurde dieser zweitägige Umlauf auf einen viertägigen erweitert, neben IC-Leistungen kam auch der TEE „Saphir“ Nürnberg – Brüssel – Frankfurt (M) hinzu.
1978 wurde die Höchstgeschwindigkeit des „Rembrandt“ – wenn auch nur zwischen München und Augsburg – auf 200 km/h erhöht, damit war unser Wagen dort nicht mehr verwendbar, wurde nach Frankfurt (M) umbeheimatet und von dort in noch verbliebenen 160 km/h schnellen TEE- und IC-Zügen eingesetzt.
1983 erfolgte eine komplette Aufarbeitung des Fahrzeugs, es erhielt dabei neue, dichtere Fenster, an den Einstiegen eine weitere klappbare Trittstufe und neue, türkisfarbene Sitzbezüge. Durch Umbauten an den Drehgestellen war der Wagen nun für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h geeignet, seine Wagennummer änderte sich dadurch in 61 80 19-94 049-2. Die Dampfheizung entfiel, die elektrischen Einrichtungen wurden zur Senkung der Instandhaltungskosten auf das Bahnstromsystem von Deutschland, Österreich und der Schweiz angepasst.
In den folgenden Jahren war er in IC- und EC-Zügen in diesen Ländern eingesetzt, ab 1990 im IC-Farbkleid weiß/orientrot mit pastellviolettem Absetzstreifen und das bis zu seiner Ausmusterung am 31.05.2001.
2004 wurde er von der FLEX-AG erworben, die ihn im Flensburg-Express zwischen Hamburg und Padborg einsetzte. Nach der Insolvenz dieser Firma wurde der Wagen von einem Privatmann übernommen. 2011 erhielt der Wagen eine Lackierung in beige/kobaltblau für Einsätze in Sonderzügen der Centralbahn. Seit 2013 ist er bei der AKE-Eisenbahntouristik und verstärkt in beige/purpurrot lackiert seitdem den komfortablen Wagenpark unseres „Rheingold“-Zuges.